Sehnsuchtsort Meer in Gefahr
BUND-Vortrag beim Steinhagener Umweltmarkt

Zu einem gedanklichen Tauchgang lud die Volkshochschule Ravensberg beim Steinhagener Umweltmarkt Anfang Juni ein. Referentin Isabelle Maus vom BUND-Meeresschutzbüro lieferte bei ihrem Vortrag „Sehnsuchtsort Meer“ erstaunliche und alarmierende Fakten über das große Wasser und seine Bewohner. Bild von links Birgit Lutzer, Isabelle Maus und Daina Lechthoff (VHS Ravensberg)
Meer größter Speicher für CO2
Am Bild der Erdkugel zeigte sie, dass die vielen Meere eine fast durchgängige Wasserfläche bilden. „Die Erde ist zu 70 Prozent mit Wasser bedeckt. Deshalb spreche ich von dem einen Meer als Ökosystem.“ Sie erläuterte, dieser Ozean sei der größte Speicher für Kohlenstoffdioxid oder CO2. Es wandere aus der Luft ins Wasser. „Algen spalten die CO2-Moleküle mit Photosynthese in Kohlenstoff und Sauerstoff. Der Sauerstoff wird freigegeben, während der Kohlenstoff in der Pflanze bleibt.“ Größere Tiere fressen die Algen samt Kohlenstoff. „Sterben Meeresbewohner, sinken sie mit diesem CO2 auf den Meeresboden. Organismen zersetzen sie. Und der Meeresboden speichert den Kohlenstoff.“
Je wärmer das Meer wird, desto stärker der Treibhauseffekt
Durch den Klimawandel entsteht immer mehr CO2. Es gelangt ins Wasser und führt zur Versauerung des Meeres. „Das wirkt sich teilweise katastrophal auf die dortigen Lebensgemeinschaften aus.“ Auch nehme das Speichervermögen des Ozeans dadurch ab. „Der Treibhauseffekt verschärft sich. Die Erde wird in diesem Teufelskreis wärmer und wärmer.“
Ostsee-Kegelrobben waren fast ausgerottet
Maus stellte den Gästen Bewohner der Nord- und Ostsee wie die Kegelrobben vor. „Bis in die 1980er Jahre wurden die Ostsee-Robben gejagt und fast ausgerottet.“ Hinzu seien über Flüsse Schadstoffe aus Industrie-Abwässern ins Meer gekommen. „Teile dieser Chemikalien lagerten sich im Fett der Robben ein und machten sie fortpflanzungsunfähig.“ Zum Glück sei die Population durch wirksame Schutzmaßnahmen aktuell wieder auf 30.000 Tiere angestiegen.
Schweinswale sind Säugetiere und können ertrinken
Auch bis zu 1,80 Meter lange Schweinswale leben vor deutschen Küsten. „Es sind Zahnwale, die Fische fressen.“ Leider sei insbesondere die Ostsee fast leergefischt, so dass es kaum noch Nahrung für sie gebe. „Schweinswale müssen zum Atmen an die Wasseroberfläche. Eine Falle sind die Stellnetze der Fischer. Sie verfangen sich darin und ertrinken.“ Sonderbar kommen die platten Schollen daher. „Sie werden als normale Fische mit Augen auf beiden Seiten geboren. Dann wandert das eine Auge um den Kopf herum neben das andere. Dadurch hat sich der Fisch an das Leben am Meeresboden angepasst und kann sich mit voller Sehkraft im Sand verstecken.
Grundschleppnetze zerstören Meeresboden und seine Lebewesen
Schollen, Krebse, Muscheln, Korallen und Algen werden häufig Opfer der Grundschleppnetze. Sie haben schwere Metallbestandteile und werden über den Meeresboden gezogen. „Alles ist danach zerstört“, betonte die Referentin. „Welchen Fisch darf ich überhaupt noch essen?“, fragte ein Teilnehmer. Maus: „Keinen, denn eigentlich müssten wir mehrere Jahre mit der Fischerei aussetzen. Nur so könnten sich die Populationen wieder erholen.“ VHS-Fachbereichsleiterin Daina Lechthoff hat den Vortrag organisiert. „Umweltthemen sind immer mehr gefragt. Dem kommen wir gerne mit unserem Programm entgegen.“