Medikamente im Wasser
Warum Klärwerke aufrüsten müssen

Jeden Tag spülen wir unbemerkt Spuren von Medikamenten ins Abwasser. Schmerzmittel, Antibiotika, Hormone – alles, was unser Körper unvollständig abbaut, landet über den Urin in der Kanalisation. Zusätzlich kippen viele Menschen alte Medikamente einfach ins Waschbecken oder in die Toilette.
Medikamente im Wasser – unsichtbar und gefährlich
Dadurch landen die Bestandteile im Abwasser. Dieses wird in Kläranlagen zwar gereinigt, doch herkömmliche Verfahren können viele dieser Wirkstoffe nur teilweise entfernen. Die Folge: Rückstände gelangen in Flüsse, Seen und letztlich ins Grundwasser – ein unsichtbares, ernsthaftes Umweltproblem.
Warum sind Medikamentenreste im Wasser problematisch?
Die Auswirkungen sind gravierend. Selbst kleinste Mengen an Antibiotika im Wasser können die Bildung resistenter Bakterien fördern – eine tickende Zeitbombe für unsere Gesundheit. Hormonpräparate können das Wachstum und die Fortpflanzung von Fischen beeinflussen. Schmerzmittelrückstände schädigen Organe von Wasserlebewesen. Doch abgesehen davon: Wer möchte schon, dass unsere Trinkwasserquellen nach und nach mit Arzneimitteln belastet werden?
Die vierte Reinigungsstufe ist ein Lösungsbaustein
Um diese Problematik in den Griff zu bekommen, fordern Wasserfachleute aus dem BUND, dass Kläranlagen mit einer zusätzlichen vierten Reinigungsstufe ausgestattet werden. Während die herkömmlichen drei Klärstufen vor allem feste Stoffe, Nährstoffe und Bakterien entfernen, konzentriert sich die vierte auf Mikroverunreinigungen, zu denen auch Medikamentenreste gehören. Moderne Techniken wie Filterung mit Aktivkohle oder besonderen Membranen sowie die Ozonierung helfen, das Wasser sauberer zu halten, doch sie sind teuer. Deshalb sind aktuell nur wenige Klärwerke in Deutschland mit der vierten Reinigungsstufe ausgestattet.
Was kann jeder Einzelne tun?
Die beste Lösung ist immer noch, Medikamenteneinträge ins Wasser von vornherein zu vermeiden. Das fängt bei der richtigen Entsorgung an: Alte Medikamente gehören in den Restmüll. Dieser wird verbrannt, sodass die Wirkstoffe nicht in die Umwelt gelangen. Besonders gefährliche Medikamente wie Zytostatika (Krebsmittel) müssen über spezielle Sammelstellen entsorgt werden. Auch einige Kommunen bieten eigene Entsorgungsprogramme an. Alternativ nehmen viele Apotheken alte Medikamente freiwillig zurück oder es gibt Sammelstellen bei Wertstoffhöfen.
Ursachenbeseitigung ist gefragt
Kleine Maßnahmen können große Wirkung haben. Wer bewusst handelt, schützt die Umwelt und die eigene Gesundheit. Die Technik der vierten Reinigungsstufe ist ein wichtiger Fortschritt, aber noch besser wäre es, wenn so wenig Medikamentenreste wie möglich überhaupt erst ins Wasser gelangen.
Kontakt und weitere Infos:
Birgit Lutzer, lak-wasser(at)bund-nrw.de
Mitmachen
Bei Fragen zu diesem Thema können Sie Matthias Landwehr kontaktieren via E-Mail an matthias.landwehr@bund.net oder auch per Telefon: 0173 720 7146