Wasser - zu viel und zu wenig
Gewässerzustand führt weiter zu Besorgnis
Wie jedes Jahr finden in NRW die Gewässerschauen statt, akutell auch im Kreis Gütersloh. Der Ist-Zustand spaltet die Geister: Zu hoch, zu niedrig, zu belastet – je nach Perspektive der Nutzenden gibt es unterschiedliche Herausforderungen.
Unzufriedenheit aus verschiedenen Blickwinkeln
Grundstücksbesitzer/innen mit feuchten Kellern klagen über „zu nass“, während Landwirte oft „zu trocken“ sagen. Grünlandbesitzende fürchten hohe Wasserstände, während Spargelbauern und Erdbeerproduzenten oft wegen fehlendem Wasser verzweifeln. Meike Aulich von der Abteilung Tiefbau des Kreises Gütersloh bringt es in einer Pressemeldung auf den Punkt: „Gewässerunterhaltung ist immer eine Gratwanderung.“
Wassermenge allein ist zu wenig – auch die Qualität zählt
Neben der Wassermenge ist auch die Qualität der Gewässer entscheidend. Der BUND hat in den letzten Jahren deutschlandweit kleine Gewässer untersucht und alarmierende Ergebnisse vorgelegt: Gesunde Teiche und Bäche sind eine Seltenheit. Im Kreis Gütersloh hat die Kreisgruppe des BUND kürzlich die Qualität eines Teichs in Werther überprüft. Unterstützung gab es vom Fachlabor HBICON.
Wasserproben sagen nur etwas über den Moment
Birgit Lutzer, die gleichzeitig Mitglied des BUND-Landesarbeitskreises Wasser NRW ist, stellt fest: „Es hat viel geregnet in den letzten Monaten. Deshalb haben sich die Lebensbedingungen in diesem Teich gut entwickelt.“ Sie betont, es handele sich um eine Momentaufnahme. Das Gewässer liege in unmittelbarer Nähe von bewirtschafteten Äckern.
Gefährdung durch Menschen und Extremwetter
Die Wasser-Expertin fügt hinzu: „Extremwetterereignisse und der massive Einsatz von Gülle und Pestiziden setzen den Gewässern enorm zu.“ Der BUND warnt davor, dass Düngemittel und Insektengifte durch Regen in Teiche und Bäche gelangen. „Das Leben im Wasser wird geschädigt, der Tümpel kann kippen, wird trüb und stinkt faulig.“
Steigende Temperaturen schaden Gewässern
Auch die steigenden Temperaturen setzen allen Gewässern zu. So war 2024 nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen. „Hitze reduziert den Sauerstoffgehalt und erhöht die Schadstoffkonzentration. Im schlimmsten Fall trocknet alles aus, was für Wasserbewohner tödlich endet.“
Neue Strukturen für gesunden Lebenskreislauf nötig
Der BUND fordert politische Maßnahmen und einen nachhaltigen Umgang mit Düngemitteln und Pestiziden. Denn ein gesunder Lebenskreislauf im Wasser ist essenziell. Algen und Pflanzen dienen als Nahrung für Kleinstlebewesen, die wiederum auf der Speisekarte von Fischen und Amphibien stehen. Sterben diese ab, zersetzen Pilze und Bakterien sie – ein Kreislauf, der nur in gesunden Gewässern funktioniert.
Fazit: Es ist Zeit für Veränderung
Die Herausforderungen für die Gewässer in NRW sind vielfältig. Klimawandel, Landwirtschaft und menschliche Eingriffe belasten die sensiblen Ökosysteme. Der BUND macht klar: Nur ein Umdenken kann verhindern, dass unsere Gewässer unwiederbringlich aus dem Gleichgewicht geraten.
Auf dem Bild von links links Birgit Lutzer, Hartmut Lüker, Maria Gelbe-Kruse, Anja Sahrhage, Andrea Groß und Heinrich Linnert. Foto: BUND.