Gefahr durch PFAS/BPA

Kommunen verschließen die Augen

Kommunen müssen in ihren Wasserversorgungskonzepten eine Risikoeinschätzung zu PFAS/BPA vornehmen. Die BUND-Kreisgruppe Gütersloh hat die Konzepte aus Borgholzhausen, Halle, Steinhagen, Werther und Versmold gesichtet und kommt zum Schluss: Es muss dringend nachgebessert werden.

Neue Trinkwasserverordnung verschärft kommunale Verpflichtungen

Eine neue Trinkwasserverordnung (TrinkwV) auf Bundesebene verschärft ab 2026 Grenzwerte für Schadstoffe, verbessert Überwachungspflichten und setzt EU-Vorgaben um. Kommunen müssen die Qualität des Trinkwassers sicherstellen und regelmäßig überwachen. Sie sind verpflichtet, Grenzwerte für Schadstoffe wie PFAS und BPA einzuhalten, Risikobewertungen durchzuführen und Verbraucher über die Wasserqualität zu informieren.

Kommunale Wasserversorgungskonzepte ohne zugängliche Risikoeinschätzung

Bereits aktuell müssen die Kommunen in ihren aktualisierten Wasserversorgungskonzepten Stellung zu PFAS-/BPA-Risiken beziehen. Die Konzepte bestehen aus einem allgemeinen Teil und einer Reihe von Zusatzdokumenten, auch für tabellarische Einträge zu PFAS/BPA-Risiken.

Kaum öffentlich zugängliche Angaben zu PFAS/BPA

Birgit Lutzer aus dem Vorstand der BUND-Kreisgruppe Gütersloh hat die Wasserversorgungskonzepte der Altkreis-Kommunen unter die Lupe genommen und stellt fest:

  • In den meisten Kommunen werden öffentlich nur die eigentlichen Konzepte zur Verfügung gestellt. In all diesen fehlen Angaben zu PFAS/BPA.
  • In den Konzepten aus Borgholzhausen und Werther sind Zusatzdokumente enthalten. Und nur dort finden sich sowohl im allgemeinen Teil als auch in den Tabellen Anmerkungen zu PFAS/BPA.
  • In den Konzepten beider Kommunen finden sich inhaltlich übereinstimmende Aussagen: 1. Sie räumen ein, noch nicht für die Umsetzung der neuen Trinkwasserverordnung gerüstet zu sein. 2. Das PFAS/BPA-Risiko wird als gering oder nicht vorhanden eingeschätzt.

BUND fordert mehr Transparenz und sieht dringenden Handlungsbedarf

Lutzer kommentiert: „Die Sichtung der Wasserversorgungskonzepte erweckt den Eindruck, dass in fast allen Altkreiskommunen noch Hausaufgaben in Hinsicht auf PFAS/BPA gemacht werden müssen.“  Die Verantwortlichen in den Kommunen schätzten offenbar die von den schädlichen Ewigkeitschemikalien ausgehenden Gefahren als gering ein. „Aufgrund von wissenschaftlichen Fakten und Untersuchungsergebnissen vertritt der BUND eine andere Position.“ Zu beklagen sei auch die fehlende öffentliche Transparenz: „Die vollständigen Konzepte mit allen Dokumenten werden bei den meisten Kommunen nur der Bezirksregierung Detmold zur Verfügung gestellt.“

Beim Entfernen von PFAS/BPA mehr offene Fragen als Lösungen

Die Umweltschützerin sieht weitere offene Punkte: „Wir fragen uns, inwieweit es überhaupt ausreichende Prüf- und Messmöglichkeiten für PFAS/BPA in den Altkreis-Kommunen gibt?“ Sie fügt hinzu, um PFAS/BPA aus Wasser zu entfernen, sei die Klär-Reinigungsstufe 4 erforderlich. „Diese ist nur teilweise umgesetzt in den Altkreis-Klärwerden.“ Abgesehen vom Wasser gebe es kontaminierte Böden, die ebenfalls in die Lösung des Problems einbezogen werden müssten. Denn von dort aus gelangten die Schadstoffe ins Grundwasser. „Es gibt also in den hiesigen Kommunen noch viel zu tun im Umgang mit PFAS/BPA.“

 

Infos zu Kläranlagen und der Reinigungsstufe: https://mikroschadstoffe.nrw.de/klaeranlagen