250320 - Rodung in Borgholzhausen

BUND-Kreisgruppe kritisiert falsche Forstpolitik

Waldeingriffe: In Borgholzhausen wurde eine riesige Fläche Buchenwald gerodet. Daneben wachsen neue Nadelbäume – alles mit Zuspruch des Regionalforstamts OWL. Der BUND bezieht Stellung.

Pium wohl Paradebeispiel für Aufforstung mit Nutzbäumen

Birgit Lutzer, Vorstandsmitglied der BUND-Kreisgruppe Gütersloh, versteht das Anliegen vieler Waldbesitzer. „Für sie ist ihr Baumbestand in erster Linie ein Wirtschaftsgut. Nadelbäume wachsen schneller und bringen früher Ertrag als Laubbäume.“ Dass auf dem großen Areal in Nähe Luisenturm alle jungen Buchen mitgefällt wurden, deute darauf hin, dass eine Aufforstung mit anderen Baumarten geplant sei. „Dabei setzen Waldbauern vermehrt auf hitze- und trockenheitsresistente Arten, unter anderem auch auf eingeführte fremdländische Bäume wie Douglasie und Küstentanne.“ Die Eingriffe in Borgholzhausen seien dafür ein Paradebeispiel.

Misch- statt Monokulturen sind widerstandsfähig

Lutzer unterstreicht, dieses Handeln der Verantwortlichen in Pium und an vielen anderen Orten stehe in Widerspruch zu Naturschutz-Zielen. „Naturnahe Mischwälder mit heimischen Baumarten sind nachgewiesen deutlich widerstandsfähiger gegenüber Klimafolgen. Zugleich bieten sie heimischen Lebensraum für viele Arten. „Wir sehen den Wald als Allgemeingut, das in seiner ökologischen Vielfalt erhalten bleiben muss“, schließt sie.

Waldverjüngung wird durch Klimawandel erschwert

Auch BUND-Landesvorstandsmitglied Adalbert Niemeyer-Lüllwitz betont, das Aufforsten mit wirtschaftlich attraktiven, gebietsfremden Nadelbäumen beschleunigten das Schwächen und Ausdünnen der Wälder. „Werden Monokulturen von Schädlingen befallen, breiten sie sich in Windeseile aus. Das führt zu immer mehr Kahlflächen.“ Diese heizten sich in der Sonne stark auf, wodurch natürliche Waldverjüngung erschwert werde. Gleichzeitig stiegen die Temperaturen, und Extremwetterphasen dauerten länger. „Das ist eine zusätzliche Belastung für den Wald. Die aktuellen Entwicklungen gefährden seine ökologische Stabilität.“

Zweifelhafte Unterstützung durch Regionalforstamt OWL

Die Eingriffe in Borgholzhausen sind laut Medienberichten mit Zuspruch aus dem Regionalforstamt OWL erfolgt. Wenn Niemeyer-Lüllwitz das Waldbaubaukonzept des übergeordneten Landesbetriebs Wald und Holz NRW liest, kann er nur mit dem Kopf schütteln. Darin heißt es ausdrücklich: „In FFH-Gebieten ist grundsätzlich kein Einbringen lebensraumfremder Baumarten zulässig“ (S. 38). Dass das Regionalforstamt diese Pflanzungen rechtfertige, löse Irritationen aus.

Immer wieder: Profit statt Naturerhalt

Er fügt hinzu: „Auch der Kahlhieb von ca. 0,7 ha ist weit entfernt von einer durch das Land empfohlenen, naturgemäßen und nachhaltigen Forstwirtschaft.“ Abgesehen davon, seiebn Kahlhiebe in diesen Schutzgebieten nur bis zu einer Fläche von 0,3 ha zulässig. Der BUND fordert Waldbesitzer und das Regionalforstamt OWL auf, diese Fakten ernst zu nehmen und viel stärker in ihre Entscheidungen einzubeziehen. Niemeyer-Lüllwitz: „Ein zukunftsfähiger Wald braucht artenreiche, klimaresiliente Laub-Mischwälder statt Kahlschlag und den Anbau kurzfristig profitabler Monokulturen.“