CDU Steinhagen hält Insektenschutz für unwichtig

Offener Brief der BUND-Kreisgruppe an die christdemokratische Ratsfraktion

Die CDU Steinhagen fordert in einem plakativen und polarisierenden Beitrag im Haller Kreisblatt über ihr Wahlprogramm, den Insektenschutz zu Gunsten des Sicherheitsgefühls der Bürger zurückzufahren. Es müsse mehr Beleuchtung her, insbesondere an so genannten "Hotspots". Diese Aussage steht in krassem Widerspruch zum Abstimmungsverhalten der Partei vor drei Jahren. Die BUND-Kreisgruppe Gütersloh schickte deshalb den folgenden offenen Brief an die Ratsfraktion:

Sehr geehrte Frau Dr. Frentrup, sehr geehrte Frau Laupichler, sehr geehrte Damen und Herren der CDU-Ratsfraktion Steinhagen,

mit großer Aufmerksamkeit haben wir Ihren Vorstoß im Pressebericht über Ihr Wahlprogramm aus dem Haller Kreisblatt vom 5.7.25 zur Kenntnis genommen. Unter dem Titel „Sicherheit der Bürger wichtiger als Insekten“ erwecken Sie den Eindruck, das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger müsse gegen den Schutz nachtaktiver Insekten ausgespielt werden.

Auch die BUND-Kreisgruppe Gütersloh nimmt das Bedürfnis nach Sicherheit ernst – insbesondere für Menschen, die sich bei Dunkelheit im öffentlichen Raum bewegen. Doch dieser Sorge lässt sich lösungsorientiert begegnen: durch insektenfreundliche Beleuchtung, die in der Gemeinde bereits erfolgreich eingesetzt wird.

Gerade die von Ihnen als „Hotspots“ benannten Bereiche wie der Bürgerpark und das Brook sind ökologisch besonders wertvoll. Hier leben zahlreiche Tierarten, darunter auch Insekten. Intensive künstliche Beleuchtung lockt sie aus ihren Lebensräumen, sie fliegen orientierungslos bis zur völligen Erschöpfung um die Lichtquellen und verenden elend.

Die polarisierende Gegenüberstellung von „Sicherheit der Bürger“ gegen „Insektenschutz“ verkennt diese ökologischen Zusammenhänge. Zudem widerspricht sie der früheren Positionierung Ihrer Fraktion. Noch 2022 stimmten Sie ausdrücklich für die gezielte Reduktion nächtlicher Beleuchtung, für Testphasen von Halbnachtschaltungen und smarter Lichtkonzepte. Der jetzige Vorstoß markiert einen deutlichen Sinneswandel – zum Nachteil des Insektenschutzes und entgegen der damals mitgetragenen ökologischen Zielsetzung.

Der Schutz von Insekten ist statt einer Inszenierung vermeintlicher Gegensätze im Wahlkampf ein zentrales Zukunftsthema. Wer heute Lichtverschmutzung bagatellisiert, verspielt morgen ökologische Stabilität. Die Maßnahmen, die in der Gemeinde angestoßen wurden, begrüßen wir als BUND. Wir brauchen noch mehr differenzierte Lösungen: moderne Beleuchtungskonzepte, die Sicherheit und Umweltverträglichkeit miteinander verbinden. Licht muss dort und dann verfügbar sein, wo es gebraucht wird.

Mit freundlichen Grüßen aus der BUND-Kreisgruppe Gütersloh